Laut Aussage von Sepp Schleicher warnte Bismarck im April 1886 S.M. König Ludwig II vor "Material aus Holnsteins Nähe". Hier wäre es gut, die Originalquelle zu kennen.
Demzufolge sammelte Graf Holnstein als Oberstallmeister bereits seit 1870 Material gegen den König.
Die Aufzeichnungen des Grafen Eulenburg*, welcher zur Delegation der preußischen Gesandtschaft in München gehörte, zeigen, daß es in der preußischen Gesandtschaft in München zwei widersprüchliche Meinungen gab. Anders als sein Vorgesetzter Graf Werthern, der von einer Intrige gegen den König ausging, versuchte Eulenburg zu vermitteln, daß die üblen Gerüchte um den Geisteszustand des Königs der Wahrheit entsprechen.
Auf den ersten Blick hätte man keinen Grund, an den Worten Eulenburgs zu zweifeln. Ist er doch immer nah am Geschehen. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich allerdings dann doch manch Merkwürdigkeit. Zum einen ist genannte Nähe zum Geschehen für sich alleine genommen schon auffallend, zum anderen aber verwundert es schon auch, über was er darüber hinaus alles im Bilde ist. Aus dem Umfeld des Königs wird ihm seinen Angaben nach ebenso zugetragen, wie aus den Ministerien. Mancher Austausch könnte an Landesverrat, mancher an Hochverrat, grenzen. So wurde ihm, laut eigener Aussage, aus erster Hand zugetragen, daß von französischer Seite ein Bestechungsversuch angebahnt werden soll, die bayerische Bündnistreue im Kriegsfall betreffend. Das Geld sollte von Rothschild kommen.
Sofern der Wahrheit entsprechend zeigt dies nebenbei deutlich, wie früh in Frankreich mit den Bemühungen um eine Revanche für 1871 begonnen wurde.
Wie erwähnt, erfährt Eulenburg seiner Darstellung nach, vieles aus erster Hand. Seine Haare lässt er beim Hoffriseur des Königs schneiden.
Ganz beiläufig schreibt er, daß es seine Intervention war, die maßgeblich zur Entscheidung der Kommission, die Entmündigung betreffend, geführt hat. Das ist dann doch starker Tobak. Allerdings müsste man dieser Version folgend den späteren Reichsverweser, den Prinzregenten Luitpold, von allen Verdächtigungen freisprechen, da dieser nach Lesart Eulenburgs nicht wirklich erpicht darauf war und energisch überzeugt werden musste. Auch nahm Eulenburg direkten Einfluß auf einen der letzten Getreuen des Königs, den Flügeladjutanten Freiherr, ab 1901 Graf von Crailsheim.
Eulenburg hatte direkten Kontakt zu Herbert von Bismarck, dem Sohn seiner Excellenz Fürst Otto von Bismarck.
Eine Behauptung Eulenburgs, betreffend der Entlobung des Königs, konnte dank Sepp Schleicher bereits widerlegt werden.
Daß die Gesandtschaften eine Form "geheimdienstlicher" Tätigkeit verrichteten, ist ein offenes Geheimnis.
Eine Beteiligung Preußens am Königsmord halte ich dennoch für ausgeschloßen. Mir erscheint es allerdings auch nicht schlüssig zu sein, daß jene, welche jahrelang intrigierten um schlußendlich die Entmündigung und Internierung des Königs zu erwirken, für seinen Tod verantwortlich sein sollen.
Zu einem derartigen Ergebnis hätte man unauffälliger und sicherer kommen können.
Die französische Gesandtschaft in München war mit einem gewissen Mariani offenbar vortrefflich bestückt und stets darum bemüht, Unruhe zu stiften. Was den preußischen Bundesbrüdern so redselig zugetragen wurde, wird wohl ebenso den, nach wie vor und unberechtigter Weise sehr beliebten, Franzosen zugetragen worden sein. Müsste man spekulieren, könnte man auch auf die Idee kommen, daß die Erkenntnis der gescheiterten Bestechung zu dem Entschluß hätte führen können, die nicht unkritische Situation anderweitig zu nutzen. Mit der Nachfolge Ludwigs ließ sich auf ein erstarken der bundesfeindlichen Kräfte hoffen.
Mit dem vorhandenem Material lässt sich dieser Fall wohl nicht aufklären. Alle bekannten Fakten vermochten es bislang nicht, den Schleier zu lüften, obwohl Menschen wie Prof. Wichmann und Sepp Schleicher Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte lang alles daran gesetzt haben. Es müssten also neue Fakten geschaffen werden, z.B. durch Untersuchungen des Sarkophags oder man ermittelt noch unberücksichtigte Quellen.
Am Ende eines Vortrags wird gesagt, man hoffe sehr auf die junge Generation im Hause Wittelsbach, namentlich S.K.H. Prinz Ludwig.
Auf ihm scheinen viele Hoffnungen zu ruhen
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Das Ende König Ludwigs II und andere Erlebnisse" Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld.