1864-1886. König Ludwig II.

1805 bis heute.
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Der Wolpertinger
Batzi
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1864-1886. König Ludwig II.

Beitrag von Der Wolpertinger »

#Bayern #Ewigerbung #Geschichte #Gesetze #Königreich Bayern #Kultur #Monarchie #König
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Ulti1871
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Re: 1864-1886. König Ludwig II.

Beitrag von Ulti1871 »

...als wenige Jahre darnach der verehrte Fürst in unheilbares Siechtum verfiel.
:?: Ob dem wirklich so war?
Ein Freizeit-Historiker und Sammler hat die (vermutlichen) Aufzeichnungen des Leibarztes durchgearbeitet und in einem Vortrag zusammengefasst. Hier wird ein völlig anderes Bild gezeichnet als in den Zeugenberichten und dem psychiatrischen Gutachten.
Es sei an der Stelle schon erwähnt, daß man damals tatsächlich nur jene zu Wort kommen ließ, die schlechtes zu berichten wussten.
Objektiv betrachtet erscheint die Beweislage, was den Geisteszustand seiner Majestät betrifft, recht dürftig zu sein.
Von seinem Ableben und den Theorien hierzu ganz zu schweigen.
Selbst nach 136 Jahren birgt dieser Kriminalfall immer noch eine gewisse Brisanz. Ob sich der Fall jemals klären lassen wird?

Schlagwörter zu diesem Themenkomplex: Sepp Schleicher, Dr. Max Joseph Schleiß von Löwenfeld, Prof. Dr. Bernhard von Gudden, Phillip Graf zu Eulenburg.
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Ulti1871
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Re: 1864-1886. König Ludwig II.

Beitrag von Ulti1871 »

Auszug aus Das Ende König Ludwigs II und
andere Erlebnisse
von Philipp Fürst zu Eulenburg- Hertefeld

"Zur Beleuchtung der damals herrschenden Zustände mag hier ein Brief Platz
finden, den ich an den Grafen Herbert Bismarck richtete und den dieser
seinem Vater vorlegte."

Mai 1886.
»Hier hat die Königskrise einen lethargischen Charakter angenommen.
Das liegt an Prinz Luitpold, dem es an Energie fehlt und dessen Unsicherheit
sich dem Ministerium mitteilt.
Während dieser Schwankungen ist Frankenstein tätig, um das Ministerium
Lutz zu Fall zu bringen – nicht etwa, um sofort ein neues Ministerium zu
bilden, sondern um aus einem Abenteurerministerium – denn nur ein solches
würde jetzt zustande zu bringen sein – als Retter und Phönix aufzutauchen.
Ein Ministerium Frankenstein aber bedeutet im Lande Bayern nichts anderes
als Sieg reichsfeindlicher Interessen. Ich bin überzeugt, daß Frankenstein in
Berlin die schönsten Versprechungen machen wird: er ist zu eitel, um nicht
dort eine gewisse Rolle spielen zu wollen. Aber er hat noch eine zweite,
persönliche oder Familien-Eitelkeit, die stets den Wert seiner reichstreuen
Versprechungen paralysieren wird. Seine fürstliche Gemahlin und die durch
das Band des Georgsordens mit ihm verbundene hochadelige schwarze
Verwandtschaft haben in seinem Leben eine unüberwindliche Bedeutung.

Diese unlösbaren und von ihm zu einem Kultus erhobenen Familienverbindungen
und Traditionen machen es auch unmöglich, daß er je hier als reichstreu
angesehen werden kann. Auch das zufriedene Lächeln, das alle
reichsfeindlichen Leute aufsetzen, wenn von einem solchen Ministerium
gesprochen wird, zeigt mir nur zu klar, was für uns Frankenstein bedeutet.
Rechne ich hierzu die alte und unlösbare Intimität von Windhorst und
Frankenstein und gedenke ich einer übergroßen Zärtlichkeit zwischen dem
französischen Gesandten Mariani und Monsignore Aiuti von der Nuntiatur,
der dreimal wöchentlich mit ihm diniert und zugleich sehr gute Beziehungen
zu Frankenstein unterhält, so steigen in mir allerhand Zukunftssorgen auf.
Nicht ohne Absicht haben die Franzosen einen ihrer ausgezeichnetsten
Diplomaten nach München gesetzt, und dieser hat sehr richtig erkannt, wo er
den Hebel ansetzen muß, um Deutschland unbequem zu werden.
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hinterwaidler
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16. Juni 1886 - König Ludwig II. ist todt !

Beitrag von hinterwaidler »

Neue freie Volks-Zeitung vom 16. Juni 1886
Gut gemachter Nachdruck, ca 1990 ( eventuell 1986 ), zum Tode Ludwigs II.
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hinterwaidler
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König Ludwig II. - Sein Tod, umwoben von Fakten und Mysterien

Beitrag von hinterwaidler »

Weitere Erkenntnisse und Aufarbeitungen folgen demnächst ...

Erstmal einen Sachverständigen :
https://sepp-schleicher.de/koenig-ludwig/

Die Eruierung der Guglmanner:
https://www.youtube.com/watch?v=aC4Xy9DSL54
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Ms_Bavaria
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Re: König Ludwig II. - Sein Tod, umwoben von Fakten und Mysterien

Beitrag von Ms_Bavaria »

hinterwaidler hat geschrieben: Sa 15. Okt 2022, 18:59 Die Eruierung der Guglmanner:
https://www.youtube.com/watch?v=aC4Xy9DSL54
Nun, diese bewegten Bilder, mögen sie den Mord an König Ludwig zu beweisen suchen, vermögen mich in einem Punkt nicht davon zu überzeugen, nämlich Otto von Bismarck als einen Auftragsmörder zu betrachten.
Mögen auch viele Umstände, Vorgehensweisen und Aussagen der damaligen Zeit fern unserem heutigen Verständnis sein, so stellt sich mir doch die Frage wie eine solche Diskrepanz von dem genannten Vorwurf hin zu der Vision, ihrer Umsetzung und der daraus resultierenden Entwicklung - nämlich das Deutsche Reich in seiner gesamten Ausprägung, welche als "Beginn des Paradieses" bezeichnet, nur durch den von außen aufgezwungenen und nach wie vor währenden Krieg unterbrochen werden konnte - in einer Person zu vereinen sein kann?!
"Von Gottes Gnaden" - außerhalb der Ketten des Vatikans! - schließt für mein Verständnis deren Machenschaften ebenso aus. Die Suche nach der Wahrheit ist für meine Wenigkeit mitnichten beendet!
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hinterwaidler
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Re: König Ludwig II. - Sein Tod, umwoben von Fakten und Mysterien

Beitrag von hinterwaidler »

Die Guglmänner als bayerische Patrioten wählen doch als muthmaßlichen Auftraggeber des Mordes nicht den naheliegendsten Bayern ( Prinzregent Luitpold und Umfeld , bekundet am 10. Juni 1886 Juni seine Regierungsabsicht ), nein, was liegt näher als den großen ungeliebten Preußen Bismarck anzuschwärzen ? Noch dazu wo Bayern schon damals nicht mit der gebotenen Vehemenz an der Reichszentralisierung mitarbeitete ...
Es zeigt auch, daß noch heute das Preußentum an sich nicht immer mit der bayerischen Lesart harmoniert ;)
Nicht ganz ernst gemeinte weiterführende Quelle zum Thema :
https://www.stupidedia.org/stupi/Sauprei%C3%9F
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Ulti1871
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Re: König Ludwig II. - Sein Tod, umwoben von Fakten und Mysterien

Beitrag von Ulti1871 »

Laut Aussage von Sepp Schleicher warnte Bismarck im April 1886 S.M. König Ludwig II vor "Material aus Holnsteins Nähe". Hier wäre es gut, die Originalquelle zu kennen.
Demzufolge sammelte Graf Holnstein als Oberstallmeister bereits seit 1870 Material gegen den König.

Die Aufzeichnungen des Grafen Eulenburg*, welcher zur Delegation der preußischen Gesandtschaft in München gehörte, zeigen, daß es in der preußischen Gesandtschaft in München zwei widersprüchliche Meinungen gab. Anders als sein Vorgesetzter Graf Werthern, der von einer Intrige gegen den König ausging, versuchte Eulenburg zu vermitteln, daß die üblen Gerüchte um den Geisteszustand des Königs der Wahrheit entsprechen.
Auf den ersten Blick hätte man keinen Grund, an den Worten Eulenburgs zu zweifeln. Ist er doch immer nah am Geschehen. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich allerdings dann doch manch Merkwürdigkeit. Zum einen ist genannte Nähe zum Geschehen für sich alleine genommen schon auffallend, zum anderen aber verwundert es schon auch, über was er darüber hinaus alles im Bilde ist. Aus dem Umfeld des Königs wird ihm seinen Angaben nach ebenso zugetragen, wie aus den Ministerien. Mancher Austausch könnte an Landesverrat, mancher an Hochverrat, grenzen. So wurde ihm, laut eigener Aussage, aus erster Hand zugetragen, daß von französischer Seite ein Bestechungsversuch angebahnt werden soll, die bayerische Bündnistreue im Kriegsfall betreffend. Das Geld sollte von Rothschild kommen.
Sofern der Wahrheit entsprechend zeigt dies nebenbei deutlich, wie früh in Frankreich mit den Bemühungen um eine Revanche für 1871 begonnen wurde.
Wie erwähnt, erfährt Eulenburg seiner Darstellung nach, vieles aus erster Hand. Seine Haare lässt er beim Hoffriseur des Königs schneiden. :shock:
Ganz beiläufig schreibt er, daß es seine Intervention war, die maßgeblich zur Entscheidung der Kommission, die Entmündigung betreffend, geführt hat. Das ist dann doch starker Tobak. Allerdings müsste man dieser Version folgend den späteren Reichsverweser, den Prinzregenten Luitpold, von allen Verdächtigungen freisprechen, da dieser nach Lesart Eulenburgs nicht wirklich erpicht darauf war und energisch überzeugt werden musste. Auch nahm Eulenburg direkten Einfluß auf einen der letzten Getreuen des Königs, den Flügeladjutanten Freiherr, ab 1901 Graf von Crailsheim.
Eulenburg hatte direkten Kontakt zu Herbert von Bismarck, dem Sohn seiner Excellenz Fürst Otto von Bismarck.
Eine Behauptung Eulenburgs, betreffend der Entlobung des Königs, konnte dank Sepp Schleicher bereits widerlegt werden.

Daß die Gesandtschaften eine Form "geheimdienstlicher" Tätigkeit verrichteten, ist ein offenes Geheimnis.
Eine Beteiligung Preußens am Königsmord halte ich dennoch für ausgeschloßen. Mir erscheint es allerdings auch nicht schlüssig zu sein, daß jene, welche jahrelang intrigierten um schlußendlich die Entmündigung und Internierung des Königs zu erwirken, für seinen Tod verantwortlich sein sollen.
Zu einem derartigen Ergebnis hätte man unauffälliger und sicherer kommen können.

Die französische Gesandtschaft in München war mit einem gewissen Mariani offenbar vortrefflich bestückt und stets darum bemüht, Unruhe zu stiften. Was den preußischen Bundesbrüdern so redselig zugetragen wurde, wird wohl ebenso den, nach wie vor und unberechtigter Weise sehr beliebten, Franzosen zugetragen worden sein. Müsste man spekulieren, könnte man auch auf die Idee kommen, daß die Erkenntnis der gescheiterten Bestechung zu dem Entschluß hätte führen können, die nicht unkritische Situation anderweitig zu nutzen. Mit der Nachfolge Ludwigs ließ sich auf ein erstarken der bundesfeindlichen Kräfte hoffen.

Mit dem vorhandenem Material lässt sich dieser Fall wohl nicht aufklären. Alle bekannten Fakten vermochten es bislang nicht, den Schleier zu lüften, obwohl Menschen wie Prof. Wichmann und Sepp Schleicher Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte lang alles daran gesetzt haben. Es müssten also neue Fakten geschaffen werden, z.B. durch Untersuchungen des Sarkophags oder man ermittelt noch unberücksichtigte Quellen.

Am Ende eines Vortrags wird gesagt, man hoffe sehr auf die junge Generation im Hause Wittelsbach, namentlich S.K.H. Prinz Ludwig.
Auf ihm scheinen viele Hoffnungen zu ruhen ;)

_______
* "Das Ende König Ludwigs II und andere Erlebnisse" Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld.
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